Das Projekt geht zurück auf einen zweistufigen Wettbewerb, aus dem die Projektverfasser siegreich hervorgingen. Die Gemeinde Zofingen wollte damit auf einem in ihren Besitz befindlichen Grundstück in der Altstadt den Bau von Alterswohnungen einleiten. Anstelle des seit längerer Zeit nicht mehr genutzten Bezirksgefängnisses, mit dessen Bau im letzten Jahrhundert die Stadtmauer aufgerissen wurde, sollte eine die alte Struktur wieder ergänzende Häusergruppe entstehen. Damit war die, für die Stadt Zofingen charakteristische, geschlossene «Ringmauer» entlang dem Grabengarten wieder gesamthaft herzustellen. Der Entwurf orientiert sich in seiner volumetrischen Proportionalität am gewachsenen Altstadtmuster und fügt sich harmonisch in dieses ein. Ohne seine Einheit zu negieren, teilt sich das Gebäude in angemessene Kuben. In seinen Fassaden und Detailausbildungen nimmt es historische Konstruktionsformen auf und setzt sie in zeitgenössischer Architekursprache um. Das 24`500 Kubikmeter umfassende Bauwerk steht auf zwei Untergeschossen, die neben Service-, Technik- und Lagerräumen, zwei Autoeinstellhallen mit gesamthaft 75 Plätzen aufnehmen. Die Einstellhalle wird durch eine Tunnelverbindung mit Einfahrt ausserhalb der Altstadt erschlossen. Das Erdgeschoss mit seinen vier Ladenlokalen, öffnet sich mit Schaufenstern gegen die Stadtinnenseite, wo das Gebäude einen Hof bildet. Dieser, das vitale Zentrum bildende Aussenraum, wird durch eine erhöhte, mit Betonplatten verkleidete Sockelpartie betont. Von hier führen zwei Fussgängerpassagen unter dem Gebäude nach Norden und Osten aus der Altstadt heraus. Die Aussenseite, sozusagen als Rücken dem Verlauf der ursprünglichen Stadtmauer folgend, gibt sich im Erdgeschoss massiv, fast völlig geschlossen. Die Mächtigkeit dieser Rückfassaden entspricht der Dimension des auf alten Stichen noch erkennbaren mittelalterlichen «Bärenhofes». Damals wie heute wird die nordöstliche Altstadtecke durch eine Gebäudedominante markiert. Dagegen sind die Trauflinien auf der Stadtinnenseite bedeutend tiefer gezogen und relativieren damit die Erscheinung der Gebäudegrösse mit Bezug auf seine hier eingeengte Betrachungsdistanz. Im ersten Obergeschoss nimmt das Gebäude Büro- und Praxisräume und darüber 25 Wohnungen auf. 17 davon sind Alterswohnungen, die teilweise invalidengerecht ausgebaut wurden. 8 Maisonettewohnungen mit unkonventionellen, spannungsvollen Grundrissen, richten sich insbesondere an Altstadtliebhaber. Gerade durch die Berücksichtigung der komplexen Randbedingungen im historischen Kontext entstanden im “Bärenhof” Wohnungen von hohem Wohnwert. Raffiniert im Dach integrierte Terrassen und an der Fassade angebrachte Lauben im zeitgemässen Material Stahl erweitern die Nutzung der Wohnungen. Fensterstreifen an der Stelle der historisch bekannten Dachversätze und Firstlichtbänder belichten die Räume im Dachbereich auf eine durch herkömmliche Lukarnen nicht erreichbare Art. Sie lassen einerseits helle, freundliche Räume entstehen und bieten andrerseits reizvolle Ausblicke auf die historische Dachlandschaft im Umfeld.
Adresse | Bärengasse 21/23 4800 Zofingen |
Bauherr | PK des Schweiz. Bankverein 4051 Basel |
Kubus nach SIA | 24580 |
BGF | 5436 |
NGF | 4096 |
Wettbewerb | 1980 |
Projekt | 1990 |
Ausführung | 1993-94 |